Deutsch-polnisches Geschichtsprojekt
Ein besonderes Geschichtsprojekt führte in diesem Jahr die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse des DPFA-Regenbogen-Gymnasiums Zwickau nach Berlin. Werfen wir einen Blick auf ihre wichtigen Erkenntnisse und Erlebnisse.
Im Geschichtsunterricht setzen sich unsere Schülerinnen und Schüler regelmäßig mit den Ursachen und Folgen des Holocausts auseinander. Dabei geht es darum, nach neuen und zeitgemäßen Formen zu suchen, sich diesem komplexen Thema zu nähern. In diesem Jahr hatten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten die Gelegenheit, sich mit einem Jugendverein aus Warschau diesem wichtigen Thema zu nähern.
Dabei entstanden ein Comic, ein Theaterstück, gemeinsame Workshops und neue Freundschaften.
"Im Vorfeld trafen sich die Teilnehmenden beider Ländern zu Videokonferenzen und tauschten sich aus. Unter anderem wurde ein Online-Rundgang über die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers in Auschwitz organisiert, gemeinsame Workshops durchgeführt und ein Gespräch mit dem Autor der Biografie Pileckis angeboten. Bereits im letzten Jahr nahmen unsere Schülerinnen und Schüler an einem Online-Workshop des Berliner Pilecki-Instituts teil. Daraufhin erhielten wir dann die Möglichkeit, beim Projekt „Pileckis Herbarium“ mitzumachen", erläutert DPFA-Projektkoordinatorin Antje Georgi die Anfänge der Zusammenarbeit.
Kreative-künstlerische Annäherung
Während die polnischen Jugendlichen ein Theaterstück einstudierten, entschieden sich die Zwickauer Gymnasiasten einen Comic zu gestalten. Unter dem Titel Widerstand ist nicht zwecklos erzählten sie die Geschichte einer geglückten Flucht aus dem ehemaligen deutschen Konzentrationslager in Auschwitz. Die Ergebnisse ihrer kreativen Projekte wollten sich die Teilnehmer aus beiden Ländern in Berlin vorstellen.
"Als wir in Berlin ankamen, waren wir alle sehr darauf gespannt, die polnischen Schüler kennenzulernen. Wir trafen in einem Restaurant zum ersten Mal auf die Schüler aus Warschau, welche sich sofort als sehr freundlich entpuppten. Kommunikation war glücklicherweise kein Problem, da fast alle Englisch sprachen. So schlossen wir bereits zu Beginn einige Freundschaften", erinnert sich Lucy, Schülerin der 10. Klasse des DPFA-Regenbogen-Gymnasiums Zwickau.
Geschichte gemeinsam erleben und gedenken
Während des einwöchigen Aufenthalts in Berlin standen zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen auf dem Programm. So wurden das Denkmal der ermordeten Juden Europas, das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, das Haus der Wannsee-Konferenz oder eine Ausstellung über den Unterwanderer von Auschwitz, Witold Pilecki besucht.
Die Abende verbrachten die Zwickauer mit den polnischen Jugendlichen entweder im Kochstudio, an der Spree oder im Pilecki-Institut, wo auch der gemeinsame Besuch des Theaterstückes Pileckis Herbarium die Woche abrundete.
"Das Theaterstück Pileckis Herbarium im Pilecki-Institut trieb uns die Tränen in die Augen, da es die Gefühle, Ängste und Sorgen von Hauptdarsteller Witold Wilecki und seiner Familie vor seiner Reise in das ehemalige deutsche Konzentrationslager in Auschwitz wirklich gut widerspiegelte. Im Institut haben wir dann auch das Theaterstück der polnischen Freunde angeschaut und unseren Comic vorgestellt. Als wir uns am letzten Tag von den polnischen Schülern verabschiedeten, liefen auf beiden Seiten Tränen, da wir uns doch wirklich liebgewonnen hatten. Es wurden Telefonnummern und Instagram Benutzernamen ausgetauscht, dann traten wir glücklich die Rückreise nach Zwickau an", fasst Lucy die ereignisreiche Woche zusammen.
Die gegenseitige Präsentation der zu Hause erarbeiteten Projekte war einer der Höhepunkte der gemeinsamen Woche in Berlin. Die Jugendlichen aus Warschau zeigten ihr Theaterstück, während die Schüler:innen aus Zwickau ihr Comic präsentierten. Fotos. DPFA Zwickau
Deutsch-polnisches Projekt fest verankern
Für Josephine Krone, Geschichtslehrerin des DPFA-Regenbogen-Gymnasiums Zwickau, war das Projekt und die Zusammenarbeit mit dem Pilecki-Institut in Berlin eine großartige Erfahrung.
"Die gemeinsame Besprechung und Begehung der Gedenkstätten führte den Schüler:innen die Vergangenheit vors geistige Auge und bot Diskussionspunkte zur NS-Zeit in Deutschland. Die Schaffung von Erinnerungskultur ist für die Jugendlichen wichtig, damit sie nie vergessen, dass jeder das Recht auf Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit hat. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und beim Pilecki Institut für diese einmaligen Lernmöglichkeiten."
Alle Beteiligten waren sich einig, dass diese Projektreihe fest in den Schuljahresablaufplan der deutsch-polnischen Schülerprojekte aufgenommen werden soll.
Das Pilecki-Institut in Berlin
sammelt und stellt Dokumente zu ausgewählten Aspekten des 20. Jahrhunderts zur Verfügung.
Ein Schwerpunkt liegt unter anderem auf der Ehrung von und Erinnerung an Personen, die polnischen Bürgern und anderen Nationalitäten während der Naziherrschaft Hilfe und Beistand geleistet haben.
Zur Website: www.berlin.instytutpileckiego.pl/de